Am 30. März 2025 fanden der Landesschützentag und die Delegiertenversammlung des Schützenverbandes Berlin-Brandenburg (SVBB) im Coubertainsaal des Landessportbundes Berlin statt. Präsident Alexander Geipel begrüßte die anwesenden Gäste, darunter das Ehrenmitglied Wolf-Dieter Goy sowie Gerd Hamm, Vizepräsident Finanzen des Deutschen Schützenbundes (DSB) und Präsident des Landesschützenverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Sophie Lehsnau, Vizepräsidentin für Sportinfrastruktur des Landessportbundes Berlin (LSB) und Frank Pingel vom Nordwestdeutschen Schützenbund.
Nach dem feierlichen Einmarsch der Fahnenträger sowie der Königshäuser zu den Klängen der Jagdhornbläsergruppe Berlin wurde gemeinsam der verstorbenen Schützenbrüder und -schwestern des vergangenen Jahres gedacht. Besonders wurde dabei an die erst kürzlich verstorbenen und langjährig im SVBB aktiven ehemaligen Referenten Horst Eisenberger und Gerhard Streich erinnert.
Grußworte und Ehrungen
Im Anschluss richteten die Ehrengäste Gerd Hamm und Sophie Lehsnau ihre Grußworte an die Versammlung. Sie betonten die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements und würdigten die erfolgreiche Arbeit des SVBB.
Gerd Hamm blickte auf die vergangenen Wochen zurück, in denen Neuwahlen des Bundestages stattfanden, infolge derer neue Netzwerke aufgebaut werden mussten. Er betonte die noch ausstehende Verabschiedung des neuen Sportfördergesetzes und ging auf die im Anschluss der Koalitionsgespräche folgende erneute Auseinandersetzung mit des Neubaus einer 70m-Bogensporthalle in Berlin-Hohenschönhausen ein.
Mit Blick auf den 64. Deutschen Schützentag in Schwäbisch Gmünd hob Hamm die anstehenden Neuwahlen des Präsidiums hervor. Zudem sei eine Beitragserhöhung erforderlich, um sowohl gesellschaftliche als auch sportliche Aufgaben zu bewältigen.
Erfreulich sei das Mitgliederwachstum von 12.000 neuen Mitgliedern insbesondere im Jugendbereich, was den engagierten Vereinen zu verdanken sei. Besonders Disziplinen wie Lichtpunkt, Blasrohr und Bogenschießen sprächen viele Jugendliche an und werden zunehmend auch von Schützengilden und -vereinen in deren Angebote aufgenommen.
Zum Waffenrecht betonte Hamm, dass nicht die Legalwaffen, bzw. Legalwaffenbesitzer, das Problem seien, sondern diejenigen, die sich nicht an Recht und Ordnung halten würden. Gemeinsam mit dem Jagdverband werde gegenüber der Politik deutlich gemacht, welche Forderungen an ein neues Waffengesetz bestehen. Im Bereich des Bleiverbots seien Verbesserungen für Sportschützen erzielt worden, allerdings bestünden für Flintenschützen weiterhin Herausforderungen.
In Bezug auf den Leistungssport verwies Hamm auf zahlreiche Personaländerungen sowohl im Trainerteam als auch im Kader, welche sich mit Blick auf die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles neu ausrichten. Neben Internationalen Wettkämpfen stünden 2025 auch die Universiade und die World Games für nicht-olympische Disziplinen an. Hamm dankte den Vereinen für die Durchführung von Traditionsveranstaltungen, wies jedoch auf steigende Sicherheitskosten und die damit verbundenen Schwierigkeiten hin, diese Veranstaltungen am Leben zu halten hin. Zudem kündigte er die Einführung des Bundesauflagekönigsschießens im Jahr 2027 an, das beim 65. Deutschen Schützentag in Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) erstmals ausgetragen wird.
Im Jugendbereich betonte Hamm die Bedeutung der Initiative „Jugend trifft“, bei der die Carl Walther GmbH und RWS eine großartige Unterstützung leisten. Zudem konnte mit Wiawis ein neuer Partner für den Bogenbereich gewonnen werden, der jedem Landesverband jährlich einen Bogen zur Verfügung stellt.
Sophie Lehsnau zeigte sich begeistert vom Gemeinschaftsgefühl und dem eindrucksvollen Bild der Schützinnen und Schützen in Tracht. Lehsnau äußerte den Wunsch, den Sport in die Senatskanzlei zu überführen, um ihm eine größere Bedeutung zu verleihen. Der LSB verzeichnete mit 810.000 Mitgliedern in 2.500 Vereinen eine Rekordzahl und sei ein wichtiger gesellschaftlicher Bestandteil Berlins. Auch der SVBB spiele eine entscheidende Rolle innerhalb der Berliner Sportlandschaft. Sie bedankte sich ausdrücklich bei allen Ehrenamtlichen für ihr Engagement und betonte, dass der Breitensport die Basis für einen darauf aufbauenden, erfolgreichen Leistungs- und Spitzensport sei.
Präsident Alexander Geipel nutzte seine anschließende Rede, um auf die Entwicklungen des vergangenen Jahres einzugehen und einen Ausblick auf künftige Herausforderungen zu geben.
Er gab einen Rückblick auf das vergangene Jahr, bedankte sich beim Präsidium für die gute Zusammenarbeit, merkte jedoch an, dass es ein anstrengendes Jahr gewesen sei. Viel Zeit hätte besser verwendet werden können, was die Verbandsarbeit ausgebremst hätte. Er betonte, dass alle Aufgaben des Präsidiums ehrenamtlich erfolgen und oft weder Würdigung noch Anerkennung fänden. Für zukünftige Lösungen werde der Blick über den Tellerrand gewagt, indem mit anderen Verbänden und externen Partnern verstärkt zusammengearbeitet werde.
Es folgten die Ehrungen des Deutschen Schützenbundes, die gemeinsam mit Gerd Hamm, sowie die Ehrungen des SVBB, die mit Alexander Geipel durchgeführt wurden.
Besonders hervorgehoben wurden das 50-jährige Bestehen der Nord-Berliner Schützen-Gemeinschaft und die 50-jährige Mitgliedschaft der Bogensport-Abteilung des Polizei-Sport-Vereins Berlin.
Zudem wurden die Schützengilden Berlin und Charlottenburg mit einem Luftgewehr der Carl Walther GmbH und Munition von RWS ausgestattet, überreicht durch Landesjugendleiter Andreas Jentzsch. Er bedankte sich bei der Übergabe des Preises sowohl beim Verein, als auch bei den Partnern für diese wertvolle Unterstützung, die für eine gute Kinder- und Jugendarbeit von großer Bedeutung ist
Ein weiterer Höhepunkt war die Ehrung der Sieger des Grüne-Woche-Schießens. In der Disziplin Gewehr sicherte sich Sofie Stiebitz von der ASG Brandenburg mit 408,8 Ringen den Titel, während Dominik Grimm vom SV Schönholzer Heide mit 369 Ringen die Pistolenwertung für sich entschied. Auch die Mannschaftswertungen wurden bekannt gegeben, wobei der PSV Olympia Berlin, die Nord-Berliner Schützen-Gemeinschaft und die Zehlendorfer Schützengilde als Gewinner der Verbandswanderpokale hervorgingen.
Im Anschluss wurde das neue Landeskönigshaus proklamiert. Jugendkönigin wurde erneut Zoe Kleinert, ebenso verteidigte Jugendkönig Deniz Bilgen (beide SGBC) seinen Titel und wird den SVBB beim Bundesjugendkönigsschießen in Schwäbisch Gmünd vertreten. Auch die Auflagekönigin Karin Christopeit (Schützenbruderschaft Lehnitz) und Auflagekönig Rolf Grötzner (SGBC) konnten ihreTitel verteidigen.
Für etwas mehr Abwechslung sorgten dann die Damen, hier holte Alice Bilgen (SGBC) den Titel der Landesschützenkönigin, was für ein bisher unerreichtes Novum sorgte: Mit Rolf Grötzner, seiner Tochter Alice und Enkel Deniz sind nun drei Generationen einer Familie im Landeskönigshaus vertreten – ein Zeichen dafür, dass das Sportschießen hier intensiv gelebt wird!
Bei den Herren wurde Philipp Schulz (Schützenbruderschaft Lehnitz) neuer Landesschützenkönig und wird den SVBB bei Bundeskönigschießen in Schwäbisch Gmünd vertreten.
Wir drücken unseren beiden Teilnehmern die Daumen, wünschen Gut Schuss und hoffen auf eine gute Platzierung!
Ein besonderer Moment war die Übergabe des Füllhorns in Gold an Alexander Geipel und an Jacob Lindemann, die den Verband neben ihrem Engagement auch mit Geld- und Sachspenden unterstützen. Zudem erhielten Gerd Hamm und Frank Pingel (NWDSB) den Präsidiumsorden. Dabei betonte Alexander Geipel, dass der SVBB mit dieser Ehrung auch und insbesondere Personen ehren möchte, die selbst nicht Mitglied des Verbandes, sich um diesen aber sehr verdient gemacht haben.
Vor der Mittagspause hielt Stefan Schenck, Vizepräsident des Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes Berlin, einen Vortrag über Inklusion und die Bedeutung barrierefreier Sportangebote.
Als Vizepräsident für Breitensport und Inklusion berichtete er über die Arbeit des Verbandes mit 30.000 Mitgliedern in 200 Vereinen, der aktiv im Reha-, Breiten- und Leistungssport ist und regionale, nationale und internationale Events unterstützt. Schenck bot kostenlose Beratungen für Vereine an, die Inklusionsprojekte starten wollen, von der Antragsstellung bis zum Gegenlesen des Antrags. Er verwies auf Alfred Grzondziel, der unter anderem für den Bogensportclub BB-Berlin e.V. bereits Projekte mit einer sechsstelligen Fördersumme eingereicht hat. Zudem informierte er über Fördermittel für Barrierefreiheit in Höhe von 5.000 € durch die Aktion Mensch, sowie eine Förderung des Ehrenamtsvon 1.500 € durch die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt, welche jeweils jährlich beantragt werden können.
Delegiertenversammlung: Weichenstellung für die Zukunft
Nach der Pause begann die Delegiertenversammlung mit der Eröffnung und Begrüßung durch Präsident Alexander Geipel. An der Delegiertenversammlung nahmen 67 Delegierte, 12 Gesamtvorstands- und 2 Ehrenmitglieder, also insgesamt 81 Stimmberechtigte teil.
Einstimmig wurden dann Thorsten Hanf zum Versammlungsleiter und Lidia Urbanczyk zur Protokollführerin gewählt.
In der anschließenden Berichterstattung trugen Annica Höftmann und Philipp Schulz den Bericht der Jugendsprecher vor.
Petra Böttcher berichtete als Kassenprüferin über eine gut geführte Buchhaltung, erneut ohne Beanstandungen und empfahl die Entlastung des Präsidiums, welche dann auch durch die Stimmberechtigten einstimmig entlastet wurde. Alexander Boursanoff bat darum, Berichte über die Finanzen einschließlich Rück- und Ausblick früher zur Verfügung zu stellen. Vizepräsident Finanzen Jan Kretzschmar erklärte, dass dies unter anderem von der Zuarbeit des Steuerbüros abhänge und die Informationen meist erst wenige Tage vor der Delegiertenversammlung verfügbar seien. Er ergänzte, dass die „Soll-Vorschrift“ im vorliegenden Satzungsentwurf jedoch ermöglichen würde, die Delegiertenversammlung später durchzuführen, sodass die Berichte respektive früher zur Verfügung stehen würden.
Ein zentraler Punkt war die Abstimmung über die Neufassung der Satzung, welche im Vorfeld der Delegiertenversammlung nochmal intensiv diskutiert, an wenigen Stellen überarbeitet wurde und nun mit über 85% Zustimmung eine qualifizierte Mehrheit gefunden hatte. Damit verbunden waren die Neuwahlen:
Stefanie Steinke (Lützowsche Jäger) wurde zur Vizepräsidentin Tradition (ab Inkrafttreten der Satzungsneufassung) gewählt.
Sascha Dibowski (Schützengilde Tegel-Süd) wurde zum Vizepräsidenten Öffentlichkeitsarbeit (ab Inkrafttreten der Satzungsneufassung) gewählt.
Andreas Jentzsch (Nord-Berliner Schützen-Gemeinschaft) wurde als Landesjugendleiter sowie Vizepräsidenten Jugen (ab Inkrafttreten der Satzungsneufassung) bestätigt.
Karin Christopeit und Katharina Specht (1. GBC Berlin) wurden für die ausscheidenden Ehrenratsmitglieder Peter Neumann und Manfred Papke neu in den Ehrenrat gewählt.
Alexander Boursanoff (Sport-Vereinigung Dresdenia) wurde für den verstorbenen Kassenprüfer Horst Eisenberger neu als Kassenprüfer gewählt.
Nach einer kurzen Pause wurden im finanziellen Bereich Beschlüsse zur Zuwendung an die Kreise, zur Bildung von Rücklagen sowie zum Haushaltsplan für das laufende Geschäftsjahr gefasst.
Zudem lag ein Antrag auf Ehrenmitgliedschaft für Peter Neumann vor, über den in der Versammlung einstimmig positiv abgestimmt wurde.
Der des PSV Olympia Berlin zur Auflösung der Kreise fand keine Mehrheit.
Zum Tagesordnungspunkt „Verschiedenes“ wurde von Sascha Dibowski das Werbematerial zum „Tag des Sportschießens“ am 01.05.2025 an die Vertretungen der Nord-Berliner Schützen-Gemeinschaft, Schützengilde Tegel-Süd und SGi‘n Berlin und Charlottenburg übergeben.
Mit einem Schlusswort von Alexander Geipel endete eine konstruktive, harmonische und richtungsweisende Delegiertenversammlung.
Anbei auch noch eine große Bildergalerie der Veranstaltung: